Nicht verrückt machen

Ein Erfahrungsbericht von n.n.

Moin moin & viele Grüße an die Leser und den Betreiber dieser Seite! 

Mit Ende 30 die Mandeln entfernt zu bekommen ist ja angeblich nicht sooo einfach, daher haben mir die Infos hier sehr geholfen mich auf die OP vorzubereiten, mich überhaupt für die OP zu entscheiden und letztendlich auch die Wochen danach gut durchzustehen.
Da mir das so gut tat, möchte ich auch gerne meine Erfahrungen teilen:

Vorab: Ich hatte seit Anfang Juni (2018) im Grunde jeden Monat eine Mandelentzündung. Die erste trat nach einer initialen schweren Erkältung auf. So ging das dann jeden Folgemonat: Zwei Wochen gesund, zwei Wochen Mandelentzündung. Nach der vierten Entzündung hatte ich die Nase voll und wollte die Dinger nur noch loswerden. Meine HNO-Ärztin wollte sich zunächst an die offizielle Regelung halten (Erst nach sechs Mandelentzündungen innerhalb der letzten 12 Monate operative Entfernung), ich konnte sie dann aber überzeugen, dass vier Monate in Folge je eine Entzündung ja durchaus einen gewissen Trend erkennen lassen. Also gab sie mir eine Überweisung, mit der ich ins St. Franziskus-Krankenhaus in Köln ging, welches nur wenige Gehminuten von Zuhause entfernt liegt.
Dort erkannte der Arzt sofort, dass sie rausgehören. Ich bekam dann einen Termin Anfang November und in der Wartezeit bis dahin dann noch die Mandelentzündung Nr. 5. Ich hatte schon kurz Angst, dass sie deswegen nicht entfernt werden könnten. Der Arzt meinte aber, man würde das auch im entzündeten Status durchziehen – wenn die Entzündung nicht zu heftig wäre.

Am OP-Tag war ich morgens um 8:30 schon da, allerdings wurde ich erst 12:30 in den OP geschoben. Ich bekam die Maske auf und war recht schnell weg. Geplant war bei mir die übliche Entfernung mit dem kautieren (elektrischen veröden) der Gefäße. Allerdings musste dann während der OP rechts doch genäht werden, weil irgendein größeres Gefäß unerwartet erwischt wurde.
Als ich aufwachte, lag ich mit drei weiteren Patienten in einem Aufwachraum. So langsam kam ich zu mir und dann ging‘s auch schon bald aufs Zimmer.

Was mir übrigens direkt in den ersten Stunden nach der OP wahnsinnig gut tat, war die Anwesenheit meines Freundes, der sich ganz gut um mich kümmerte.

Zum Thema Schmerzen muss ich sagen, dass es bei mir etwas anders lief als bei den meisten Berichten hier. Bei mir waren sie von Anfang an da und da noch auf einem verhältnismäßig hohen Niveau. Hinterher erfuhr ich, dass das was mit dem oben erwähnten Vernähen der Wunde zu tun hatte.
Da ich wusste, dass essen und trinken von Anfang an wichtig sind um die Heilung zu fördern, trotz der dabei auftretenden Schmerzen, fing ich sofort an zu trinken. Später am Abend bekam ich auch gleich richtig zu essen. Das war im Grunde ein normales Abendessen: Mischbrot mit Leberwurst, Käse und Quark.
Essen und Trinken waren nicht wirklich schön; die Schmerzen beim Schlucken fühlten sich im Grunde so an wie bei einer schweren Mandelentzündung. Sie waren aber nicht so schlimm wie ich es nach der Lektüre dieser Seite erwartet hätte. Ich war mit dem Essen auch immer schon nach so 10 Minuten fertig.
Der Trick war ca. 30 Minuten vor dem Essen Schmerzmittel zu nehmen (bei mir war es jeweils eine IBU 600 und 30 Tropfen Novalgin) – vergleichsweise wenig aber machte das alles was erträglicher. Ohne Mittelchen ging es aber tatsächlich sehr schlecht.

Ab Tag zwei wurde es schon was besser mit den Schmerzen und die zwei kommenden Tage blieben schmerztechnisch auf einem ähnlichen Niveau. Die Ärzte erwarteten eine Verschlimmerung, die aber bis zur Entlassung ausblieb.
Ich habe seit der OP immer viel stilles Wasser getrunken, so ca. alle 5-10 Minuten ein paar Schlückchen. Die Ärzte hatten mir außerdem nahegelegt, Kaugummi zu kauen um die Heilung weiter zu begünstigen. Das hatte übrigens den netten Nebeneffekt, dass ich meinen Mundgeruch nicht so stark spürte, der mich wirklich nervte. Zähneputzen durfte ich dann endlich ab Tag drei.
Dank meiner Fokussierung auf das viele Trinken, regelmäßige Essen und dem Kaugummikauen schritt die Heilung auch ganz gut voran.

Ich hatte nach vielen Berichten erwartet, dass es mich ab Tag drei umhaut, aber im Grunde passierte gar nichts. Schon ab Tag zwei rannte ich durchs Krankenhaus und guckte mir Stationen an und verbrachte sonst viel Zeit vor Netflix und Co.
Ich hatte jeden Tag ein bis zwei Besuche. Manchmal ging es sehr gut, manchmal weniger. Sprechen strengt schon etwas an. Meine Besucher wussten aber was sie erwartet, so war es kein Problem, wenn ich mal nicht so lange durchhielt.
An Tag sechs wurde ich entlassen und fuhr in Begleitung meines Freundes in einem Taxi die wenigen Meter nach Hause. Da ich jetzt erst wusste was ich essen konnte (im Grunde völlig normal), hatte ich eine Einkaufsliste fertig gemacht und konnte meinen Freund ums Eck einkaufen schicken. Er war übrigens sehr froh, dass ich ihn rechtzeitig vorher gebrieft hatte und wusste worauf er sich da einlässt (dank des Kapitels „Ratschlag 1“ hier).
Jetzt Zuhause war ich mit den gleichen Schmerzmitteln wie im Krankenhaus auf mich alleine gestellt und verbrachte die folgenden Tage überwiegend mit Netflix auf der Couch.
Ich war im Grunde die ganze Zeit recht fit und fühlte mich bei weitem nicht so abgeschlagen, wie hier zu lesen war – fernab vom geschilderten Embryo-Szenario ;). Das liegt aber vielleicht auch daran, dass ich allgemein recht sportlich bin und das evtl. deswegen besser vertragen habe. Ich bin schon einen Tag später wieder selbst einkaufen gegangen, war jeden Tag ein bisschen spazieren und hatte auch jeden Tag Besuch.
Ich gab mir sehr Mühe mich nicht anzustrengen, trank keinen Kaffee und keinen Alkohol. Ich habe ab Tag drei lauwarm geduscht. Wichtig ist, nicht heiß zu duschen, kalt ist ebenso zu vermeiden.
Ein Tipp übrigens für das Haare waschen im Krankenhaus: Einfach die Haare mit dem Waschlappen nass machen, dann Haarwaschmittel auf den Kopf verreiben und dann mit dem klitschnassen Waschlappen rauswaschen. Funktioniert hervorragend, zumindest wenn man kurze Haare hat.
Zwei Tage nach der Entlassung war ich dann zum ersten Mal bei meiner HNO-Ärztin, die auch von der Heilung begeistert war. Ich bekam eine Woche später noch mal einen Kontrolltermin.
Noch mal zu den Schmerzen: Die wurden ab Tag vier etwas besser, danach aber bis Tag sieben täglich etwas schlimmer. Am achten Tag war für mich der Peak: gefühlt wirkten die Schmerzmittel nicht mehr gut und ich hielt es kaum aus – entweder versuchte ich mich durch rausgehen abzulenken oder sie weg zu schlafen. Das gelang mir auch ganz gut. Danach wurde es jeden Tag etwas besser und irgendwann, nach zwei Wochen waren sie mit nur einer IBU komplett weg.

Was mir mental in Schmerz-Momenten gut half, war das Wissen, dass sie irgendwann weg gehen und vor allem, dass ich nie wieder eine Mandelentzündung haben werde. Dank der Naht in meinem Rachen, hielten an dieser Stelle die Schmerzen in leichter Form noch lange an, während sie ansonsten schon nach Woche zwei komplett weg waren. Mit so einer Naht hat man noch länger „Spaß“ in Form von sehr erträglichen Schmerzen. Erst nach der vierten Woche fiel der letzte Teil der Naht raus.
Ich hatte in den ersten drei Wochen schon ziemlich Angst vor Nachblutungen, vor allem, weil ich nicht noch mal ins Krankenhaus wollte.
Ich vermied bis Tag 14 mir in den Rachen zu schauen, da ich wusste, dass mich das verrückt machen würde – ich bin manchmal was hypochondrisch veranlagt ;). Und was sollte mir das auch bringen? Davon heilt es auch ja nicht besser und wenn ich Nachblutungen habe, werde ich das schon merken.
Aber – nichts passiert, alles gut verlaufen.

Unterm Strich würde ich sagen: Macht euch nicht verrückt, viele andere haben das auch durchstanden. Wer es nötig hat die Mandeln entfernen zu lassen, kennt sich mit Schmerzen eh aus, viel schlimmer als diese Mandelschmerzen war es bei mir dank der Medikamente nur kurz und wenn man die Genesung unterstützt, passiert auch nicht so viel. Klar, man kann Pech haben – allerdings ist es immer noch viel wahrscheinlicher, dass nichts passiert.
Wichtig ist, dass ihr die Schmerzmittel immer konstant nehmt, versucht zu akzeptieren, dass sie halt da sind und sie am besten nicht zu ernst nehmt. 🙂

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