Ein Erfahrungsbericht von Nelly
Hallo ihr Lieben,
ich möchte gerne auch die „Besonderheiten“ und Erkenntnisse meiner Mandel-OP teilen. Leider hatte ich eine der gefürchteten Nachblutungen, aber fangen wir von vorne an.
Am 9.2.22 wurden mir meine Mandeln entfernt, alles ohne Komplikationen, allerdings mit Nähten, was wohl der Stil meines Operateurs ist. Dieser sagte im Vorfeld, dass er das auch täte, um das Risiko für Nachblutungen zu verringern. Am 11.2., also nach nur zwei Nächten wurde ich dann entlassen. Habe vorher so viele Erfahrungsberichte gelesen und wusste da schon, dass der Krankenhausaufenthalt vergleichsweise kurz ist, aber wer ist schon gerne im Krankenhaus? Außerdem waren meine Mandeln nicht besonders groß und als Laie redete ich’s mir so schön und freute mich einfach auf zu Hause. Ich befolgte alle Tipps, die ich gelesen habe, habe direkt getrunken und auch gegessen, Toast, Kartoffelpurree, Lachs usw. – alles kalt, immer schön gekühlt, Schmerzmittel genommen und mich sehr sehr viel geschont. Schmerzen waren da, aber vor allem nur beim Schlucken und gemessen an den ganzen Berichten und mit den Schmerzmitteln, war es auszuhalten. Apropos Schmerzmittel: im Krankenhaus bekam ich Diclac und Novalginsaft, für zu Hause schrieb mir der HNO Voltaren Dispers (was wohl das gleiche wie Diclac ist) und nochmal Novalgin auf. Naja die Tage vergingen und ich fühlte mich schon fast überlegen, weil ich so gut zurecht kam, nahm immer schön die Tabletten und den Saft. Bis Sonntag Nacht, also dem 4. postoperativen Tag. Ich wachte auf und fühlte, dass was anders war, der Hals fühlte sich so „locker“ an und dann spürte ich auch schon, dass sich schneller als normal Flüssigkeit in meinem Mund sammelte. Ich nahm direkt ein Kühlpad, weckte meinen Mitbewohner und wartete einige Minuten, es kam immer wieder etwas Blut, also wirklich komplett rote Spucke, aber es war nicht sonderlich viel. Ich hatte die Worte des HNO im Ohr: im Zweifel lieber den Krankenwagen rufen. Das tat ich dann. Als die Sanitäter ankamen, war es schon fast wieder gut, ich dachte die lassen mich bestimmt zu Hause und es war falscher Alarm, sie nahmen mich mit, aber in ein anderes Krankenhaus, als das in dem ich operiert wurde. Dort angekommen, blutete ich nicht mehr, die Pfleger der Notaufnahme ignorierten mich mehr oder minder, ich saß zwei Stunden im Bett auf dem Flur und wartete auf den HNO. Ich hab mich wie eine Idiotin gefühlt, die völlig übertrieben hat. Als der Arzt dann kam, meinte er zu meiner Verwunderung direkt, dass ich drei Nächte bleiben soll und wurde das erste von vielen Malen gefragt, ob ich wirklich nach nur zwei Nächten aus dem anderen KH entlassen wurde oder freiwillig gegangen sei. Ich wurde auf Station in mein Zimmer gebracht und wollte das beste aus der Situation machen, bis ich husten musste. Direkt danach füllte sich mein Mund mit Blut, ich spuckte aus, klingelte nach den Schwestern, die auch schnell kamen und sobald ich den Mund schloss war er direkt wieder voll, so dass ich mindestens drei große Schlücke Blut trank, bis ich eine Art Kotzbeutel aus Plastik bekam, wo es dann rein floss. Es war so schrecklich, ich hatte Todesangst. Ich wurde direkt in den Behandlungsraum gebracht, wo der Arzt erst Blut absaugte und dann versuchte mir einem mit einem Mittel getränkten Tupfer die Blutung zu stillen. Ich musste würgen, so gab er mir dieses Mittel in Wasser verdünnt und ich sollte spülen. Während dieses Prozesses dachte ich, mir würde die Nase laufen, bemerkte beim Wegwischen aber, dass es Blut war. Zum Glück hörte die Blutung dann aber auf. Ich war so unendlich erleichtert, es war das schlimmste was ich je am eigenen Leibe erlebt habe. Ich musste danach zwei Stunden in meinem Bett sitzen, mit Kühlpack im Nacken und warten ob es nochmal anfängt. Ich habe mich zwei Stunden aus Angst gar nicht bewegt. Zum Glück fing es danach auch nicht mehr an, es ist der 12. postoperative Tag, ich hab immer noch Angst, dass es nochmal passiert. Es kamen wirklich oft Schwestern rein, jede einzelne fragte, ob ich wirklich am Mittwoch operiert und Freitag entlassen wurde, das war für alle dort echt unvorstellbar. Vormittags zur Visite kam dann eine Ärztin, die mir dazu noch sagte, dass in diesem Krankenhaus kein Voltaren gegeben wird, weil dies wohl Blutungen fördern kann. Ich weiss, dass viele Patienten nach der Mandel-OP Voltaren bekommen, ich persönlich würde – würde ich die OP nochmal machen müssen – definitiv nach einem anderen Mittel fragen. Ich wurde dann dort nach zwei Nächten entlassen und kuriere seit dem wieder zu Hause. Ich hoffe sehr, dass ich keine weitere Blutung bekomme, diese Fibrinbeläge sind nach wie vor noch in Höhlen, in denen die Mandeln saßen. Das Risiko einer Nachblutung ist nicht zu unterschätzen und das wünsche ich keinem. Also liebe Leser, ruft einen Krankenwagen, wenn ihr im Zweifelt seid! Es ist wohl nicht ungewöhnlich, dass einer größeren Blutung eine kleinere vorrausgeht und redet mit eurem Arzt/eurer Ärztin über die Wahl des Schmerzmittels. Ich weiss jetzt, dass ich kein Voltaren mehr nehmen werde, wenn ich irgendeine größere Wunde habe und es gibt ja auch andere Schmerzmittel.
Ich wünsche allen zukünftig Operierten alles Gute, nehmt es nicht auf die leichte Schulter und drückt mir die Daumen, dass es bei mir jetzt einfach nur noch weiter heilt 🙂