Expertin-Erfahrungsbericht

Ein Erfahrungsbericht von Anna

Hallo zusammen,
auch ich möchte meine Erfahrung einer Tonsillektomie beidseits mit euch teilen. Die OP verlief komplikationslos und an den ersten beiden Tagen ging es mir auch ganz gut. Bereits am OP-Tag sollte/ durfte ich feste Nahrung zu mir nehmen – säurearm. Ab dem 3. Tag wurden die Schmerzen wie angekündigt stärker, die Schmerzmedikation wurde jedoch nicht angepasst (Voltaren Dispers 50mg 1-1-0-1 + Novalgin 1g 0-0-1-0 + Omeprazol 20mg 1-0-0 -0 als Magenschutz). Das scheint in der Klinik Standard zu sein. Am Abend des 2. Tages fiel mir auf, dass das Gaumensegel inklusive Zäpfchen dunkelrot und geschwollen war, was postoperativ noch nicht der Fall gewesen war. Ich sagte den Pflegekräften Bescheid und ohne Inspektion wurde ich auf die Visite am nächsten Morgen vertröstet. Bei der Visite registrierte man die Einblutung und sagte: Ein Hämatom an dieser Stelle sei zwar ungewöhnlich, könne jedoch vorkommen. Auf meine Bitte hin wurde das Fragmin (2500 I.E. s.c., niedermolekulares Heparin zur Thromboseprophylaxe bei vorbekannter leichter Thrombophilie) abgesetzt. Im Verlauf wurden die Schmerzen immer schlimmer, vor allem mittig beim Schlucken, also vermutlich vom Hämatom herrührend. Da ich das Voltaren nicht gut vertrug und auch keine schmerzlindernde Wirkung trotz zusätzlicher Bedarfsmedikation mit Novalgin-Tropfen und Paracetamol-Saft eintrat, bat ich um Umstellung von Voltaren auf Naproxen. Leider nicht die gewünschte Dosis von 500mg 1-1-0-1 sondern nur 250mg 1-1-0-1. Eine Aufdosierung wurde mir verweigert. Immerhin gab es Bedarfsmedikation. Durch den Konflikt mit dem Personal konzentrierte ich mich dann immer mehr auf meine Schmerzen und bei jeder Mahlzeit schossen mir weiterhin Tränen in die Augen. Ich biss die Zähne zusammen und verließ am 5. post-OP-Tag fast im Laufschritt das Krankenhaus.
Eigenmedikation daheim ab dem 5. post-OP-Tag:
Omeprazol 20mg 1-0-0-0
Paracetamol 1g 1-1-1-0
Naproxen 500mg 1-1-0-1
Novalgin 1g 0-0-1-0
Bedarfsmedikation: Novalgin 1g, momentan nicht nötig
Resultat am 6. post-OP-Tag und weiteres Procedere:
Nur moderate Schmerzen beim den Mahlzeiten, Appetit kommt wieder, keine Blähungen mehr, keine latente Übelkeit mehr.
Im Verlauf der nächsten Tage werde ich erst Paracetamol, dann Novalgin und zum Schluss Naproxen absetzen. Nach den Mahlzeiten spüle ich
den Mund mit Kamillen-/ Salbeitee aus, ab und zu ein säurearmes Milchspeiseeis, nur kühle/ zimmertemperaturwarme Getränke. (mind. 2 Liter!)
Kein Haarewaschen, einfach glatt kämmen und so tun, als würde man absichtlich den Sleek Style tragen. Und hey, zum erstem Mal seit der OP
habe ich wieder Lebensqualität. Was das ausmachen kann, ob man nur leichte oder starke Schmerzen hat…das weiß man wirklich erst, wenn man
selbst mal Patient war. Viele Grüße von einer ehemaligen Gesundheits- und Krankenpflegerin.

PS: Die Erfahrung, auch mal Patient zu sein, möchte ich nicht missen, denn jetzt verstehe ich besser, warum einige Patienten skeptisch, ängstlich und voreingenommen reagieren. Man wird schnell abgestempelt, selbst wenn man vom Fach ist und das betreuende Personal das weiß. Ich musste mir Kommentare anhören, wie „so schnell wird man nicht abhängig, wir werden Ihnen schon keine ganze Flasche geben“. Die Situation: Ich hatte bei Hustenreiz um Tropfen gebeten und die Pflegekraft wollte mir Codein geben, woraufhin ich um Bronchicum bat, da ich gar nicht erst mit Opioiden anfangen möchte. Widerwillig wurden mir am Ende Bronchicum-Tropfen ausgehändigt, mit einem weiteren freundlichen Kommentar: „Bald gibt es aber nichts mehr, das ist die letzte Flasche“. Da ich an sich ein sehr relaxter und netter Mensch bin, nenne ich mal nicht die Klinik und auch nicht den Namen der Pflegekraft. 😉

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