Thema Schmerzen

Schmerzen müssen nicht sein und lassen sich mit einer individuell abgestimmten Schmerztherapie gut in den Griff bekommen. Leider geht die Ausheilung nach der OP nicht ganz schmerzfrei über die Bühne – ohne Schmerzmittel wäre ich vermutlich beim Essen an die Decke gegangen. Die gute Nachricht ist aber, dass die Schmerzmittel „greifen“ und die Schmerzen so viel weniger spürbar waren, als selbst mein HNO-Arzt vorher angekündigt hatte. Und es gibt noch eine bessere Nachricht: Von einem auf den anderen Tag waren bei mir die Schmerzen weg. Ich weiß nicht, warum dies so ist, aber das Phänomen scheint sehr häufig aufzutreten und es war großartig eines Tages nahezu schmerzfrei aufzuwachen.

Schmerzverlauf

Je nach Wundgröße, Schmerzempfinden und auch bei der OP verursachten Kollateralschäden, unterscheidet sich das Schmerzprofil bei jeder Mandelentfernung.
Als grobe Orientierung lässt sich aber sagen, dass die ersten zwei Tagen nach der OP überraschend schmerzarm sind. Ich hätte glatt vergessen können, dass ich im Mund eine frische Wundhöhle von signifikantem Ausmaß hatte. Leider bleibt dies nicht so…
Etwa ab dem dritten vollen Tag nach der OP pocht die Wunde und schmerzt der Hals doch ganz erheblich. Hinzu kommt, dass man extrem schlapp ist und einfach nur liegen und ruhen möchte. Die Nahrungsaufnahme ist nicht gerade das Tages-Highlight, aber genau dafür sind die Schmerzmittel ja  da. Eine Woche nachdem die Schmerzen angefangen haben – grob gesprochen, sobald der erste Wundschorf abgelöst ist – lassen die Halsschmerzen etwas nach, aber dafür kommen häufig Ohrenschmerzen hinzu. Bei mir waren diese nur moderat ausgeprägt, aber ich habe exakt wie im Vorfeld angekündigt, genau zu diesem Zeitpunkt diese – wohl ganz übliche – Erfahrung gemacht. Die Ohrenschmerzen begleiten Sie etwa eine weitere Woche und dann kommt der große Tag, an dem Sie aufwachen und Hals- wie auch Ohrenschmerzen ganz plötzlich und merklich weniger geworden sind. Das ist auch in etwa die Zeit, in der Sie wieder etwas mehr Kraft haben und anfangen daran zu glauben, dass Sie über dem Berg sind.

Schmerzmittel

Sie bekommen bereits im Krankenhaus geeignete Schmerzmittel und sollten diese regelmäßig und auch völlig unabhängig von der momentanen Schmerzsituation einnehmen. Der Grund liegt darin, dass man so Schmerzspitzen vermeidet. Es ist grob falsch, die Mittel erst dann einzunehmen, wenn Sie es ohne nicht mehr ertragen würden, da es eine gewisse Zeit dauert, bis die Mittel wirken.

Üblich ist die Verabreichung von Diclofenac (1-1-1, z.B. Voltaren Dispers) plus ein Magenschutz wie Panthoprazol einmalig am Morgen. Diese vier Tabletten bekommen Sie üblicherweise jeden Morgen in einem Tablettenkästen fertig konfektioniert gebracht. Diclofenac in der Dosierung von Voltaren Dispers (46,5 mg) ist ein vergleichsweise schwaches (wenngleich verschreibungspflichtiges) Schmerzmittel und ist in gelöster Form weniger belastend für den Magen. Es wirkt zudem auch entzündungshemmend und scheint – unabhängig vom Hersteller – das Standardmittel zu sein. Meine Erfahrung ist, dass die Wirkung bereits nach 10 bis 15 Minuten spürbar und nach knapp 30 Minuten vollends eingetreten ist. Die Wirkung einer Tablette hält etwa 4 Stunden vor, was aber vermutlich auch abhängig von der eigenen Konstitution ist.  Ich fand die Einnahme etwa eine halbe Stunde vor den Mahlzeiten sinnvoll (z.B. 7:30, 11:30, 17:30), da die Wirkung dann zu 100% eingetreten war. Aufgelöst schmeckt das Ganze ein wenig nach Beton, aber in keiner nennenswerten Weise unangenehm; mit viel gutem Willen könnte man von „wässriger leicht salziger Zitronenlimonade“ sprechen. Der eigentliche Haken ist jedoch, dass der Tag mehr als 3 x 4 Stunden hat und die Tagesdosis von 3 Tabletten nicht überschreiten werden darf/soll.
Für die Zwischenphasen scheint daher Novalgin das Mittel der Wahl zu sein. Hier ist die Wirkung schwächer, aber für die Überbrückung genügt das im Regelfall. Novalgin schmeckt ein wenig wie Hustensaft und wird im Krankenhaus in fingerhutgroßen Bechern verabreicht. Ich bin sicher, dass auch Kinder damit kein Problem haben.
Meine Erfahrung war, dass die Zeit am späten Nachmittag – sobald das Voltaren nicht mehr gewirkt hat und ich die nächste Tablette noch nicht nehmen durfte – schmerztechnisch unangenehm war. Gerade hier war ich dann über das „Zwischenmittel“ doch sehr dankbar. Die nächste Phase, wo bei mir das Novalgin zum Einsatz kam, war die Zeit vor dem Einschlafen. Da es im Krankenhaus tendenziell zu frühen Uhrzeiten die Mahlzeiten gibt, war die Wirkung der dritten und letzten Voltaren gegen 22 Uhr zu Ende und da man ja den ganzen Tag nur rumliegt und döst, kam der Schlaf erst ein oder zwei Stunden später. Hier habe ich meist nochmal einen Fingerhut genommen – teilweise auch prophylaktisch, um besser einschlafen zu können.

Wichtig: Nehmen Sie keine Schmerzmittel, die zwar schmerzlindernd aber auch blutverdünnend wirken. Dies sind u.a. Schmerzmittel wie Aspirin, die Acetylsalicylsäure enthalten. Bei diesen Medikamenten steigt die Gefahr einer Nachblutung, bzw. das Risiko, dass die Blutung nicht stoppt.

Mein Tipp: 
Lassen Sie sich bei der Entlassung wie gesagt ein Rezept für genau diese drei Medikamente geben. Sie merken selbst, wann Sie die Mittel zuhause dann absetzen können. Ich habe nach der Entlassung noch eine gute Woche die Medikation mit Voltaren fortgesetzt, aber bereits in dieser Phase sukzessive das Zwischenmittel reduziert.
Letztlich waren die Schmerzen doch weniger stark als zuvor allenthalben behauptet wurde. Die Schmerzmittel haben super gewirkt und so beschwerlich die Nahrungsaufnahme auch war, es ließ sich aushalten. Der Morgen, an dem die Schmerzen schlagartig weg waren, ist dennoch ein großartiger Moment.

Meine persönliche Erfahrung: 
Im Krankenhaus müssen Sie die Verabreichung von Novalgin tendenziell aktiv einfordern. Die Pflegerinnen und Pfleger kommen zwar recht häufig vorbei und fragen, ob alles ok ist, aber falls Sie doch mal akute Schmerzen haben sollten brauchen Sie sofort Hilfe. Lassen Sie sich daher nicht erst bei der nächsten Visite mit Schmerzmitteln versorgen und zögern Sie nicht, auch mal den Knopf zu drücken, damit jemand nur für Sie kommt. Mir haben die Schwestern am ersten Tag gesagt, dass ich auf keinen Fall den „starken Mann“ spielen solle und stattdessen jederzeit nach dem Schmerzmittel fragen könne – auch mitten in der Nacht.

Da Voltaren Dispers eine für die Magenschleimhäute recht gut verträgliche Dispersion ist und am Morgen ein Magenschutz verabreicht wird, hatte ich zu keinem Zeitpunkt Magenschmerzen oder gar Krämpfe. Die Abwägung „definitiv Schmerzen“ gegen „mögliche Nebenwirkungen von Schmerzmitteln“ war daher für mich sehr einfach.

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1 Kommentar zu „Schmerzen“

  1. Meine Erfahrung hier in der Uniklinik ist, dass sehr frei mit Novalgin und Ibuprofen umgegangen wird – da hat man auch gleich mit der Maximaldosis angefangen. Der Hinweis, es seien auch noch stärkere Sachen da, hat mich erstaunt. In einer Nacht habe ich Targin bekommen.

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